TOP Ö 11: Verbesserung des ÖPNV: Anruf-Sammel-Taxis - Ausweitung auf die kommunale Allianz?

Beschluss: Beschluss Nr.

Abstimmung: Ja: 14, Nein: 0, Anwesend: 14

Der ÖPNV im ländlichen Raum ist oftmals nur rudimentär ausgeprägt. Dies ist eine Problematik, die auch bei uns in der Kommunalen Allianz „NeuStadt & Land“ zutreffend ist. Insbesondere die Ortsteile sind mittels öffentlicher Verkehrsmittel nur unzureichend an die Stadt Neustadt/Aisch bzw. die Kernorte Diespeck, Dietersheim, Gutenstetten, Ipsheim und Baudenbach angebunden. Vor allem für junge Menschen und ältere Bevölkerungsgruppen ist die öffentliche Erreichbarkeit der dort angesiedelten Ärzte und Versorgungseinrichtungen sowie des Bahnhof nur schwer möglich. Jüngste Umfragen, die im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim durchgeführt wurden, bestätigen den Bedarf in der Bevölkerung, auf diesem Feld grundsätzlich Abhilfe schaffen zu müssen (Auswertung einer Leser-Umfrage zur Profilbildung vom April 2016 sowie Umfrage zur „Gesundheitsregion plus“). Die gegenwärtigen Planungen zur Nahverkehrsentwicklung zeigen überdies, dass mit einer grundlegenden Verbesserung dieser Mangelsituation in den Randbereichen und kleineren Ortsteilen nicht zu rechnen ist.

 

Vor diesem Hintergrund könnte das Konzept der sog. Anruf-Sammel-Taxen (AST) Abhilfe schaffen. Im Rahmen der Zusammenkünfte der kommunalen Allianz sind diese schon seit geraumer Zeit Gegenstand von Überlegungen. Die Stadt Neustadt hat in diesem Zuge bereits einen „Piloten“ gestartet und die Stadtbuslinie teilweise durch Anruf-Sammel-Taxen ersetzt. Doch bevor auf die ersten Ergebnisse dieses Versuchs eingegangen werden soll, kurz zum intendierten Konzept der Anruf-Sammel-Taxen selbst:

 

In abgelegenen, kleinen Ortschaften lohnt sich häufig kein Einsatz von Linienbussen. Zu gering sind die Einwohnerzahlen, zu unwirtschaftlich Leerfahrten. Hinzu kommt der hohe Energieverbrauch großer Busse, die der Umwelt schaden. AST sind hingegen eher wie Taxis zu verstehen. Bereitgestellt werden könnten diese für den Allianzbereich durch das Busunternehmen Zepf. Und so funktioniert das System: Angefordert werden muss das AST rund eine Stunde vor der gewünschten Fahrt unter der Rufnummer 09161/664314. Der Fahrgast entscheidet sodann, ob er an einer AST-Haltestelle zusteigen oder an der Haustüre abgeholt werden will, ebenso wie über den Zielort. Es gibt also keine Beförderung von Haustür zu Haustür, sondern immer eine Beförderung von Haustür zur AST-Haltestelle oder von der AST-Haltestelle zur Haustür. Im Vergleich zu klassischen Buslinien ist dies dennoch ein großer Mehrwert, verkehren diese doch ausschließlich von Haltestelle zu Haltestelle. Außerdem sind viele AST-Haltestellen in Neustadt/Aisch bereits eingerichtet. Selbige könnten künftig auch in den Orten und Ortsteilen der Allianzgemeinden problemlos ausgewiesen werden. Die Betriebszeit der Sammeltaxis könnte auf die Zeit von 07-18 Uhr festgelegt werden, um in den Abendstunden den Taxiunternehmen keine Konkurrenz zu machen, zugleich aber auch Berufspendlern als attraktive Alternative zur Verfügung zu stehen. Preislich gestaltet sich die Situation für Nutzer wie folgt: Zum regulären VGN-Fahrpreis kommt für das "Anruf-Sammel-Taxi" ein so genannter "Komfort-Aufschlag" in gleicher Höhe hinzu. Die Fahrkarte für das AST wird in der Regel beim Fahrer gelöst.

 

Alle Ortsteile der Gemeinde Diespeck liegen dabei in der Tarifstufe 1. d.h., würde sich z.B. ein Rentner von der Haustür in Dettendorf abholen lassen, um zum Bahnhof zu gelangen (dort ist etwa auch eine AST-Haltestelle eingerichtet), würde dies 3,60 € kosten (1,80 € normaler Bustarif + 1,80 € Komfortzuschlag). Dies ist also wesentlich günstiger als ein Taxi – bei gleicher Leistung. 

 

Nun zu den ersten Erfahrungen aus Neustadt/Aisch: Zugeben, die Nutzungszahlen sind noch nicht berauschend. Gestartet ist das Projekt im Dezember 2015. In diesem Monat fanden lediglich 21 AST-Beförderungen statt. Bis zum Juni 2016 stieg besagte Zahl auf 189 Beförderungen an. Vorwiegend handelt es sich dabei um Einzelpersonen, die auf diesen Dienst zurückgreifen. Die Bürgermeister sind sich in ihrer Bewertung einig, dass nach 6 Monaten Betriebszeit freilich noch keine belastbaren Zahlen vorliegen können. Zu neu ist das Angebot. Es dauert, bis Werbung greifen kann und sich insbesondere durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“ eine Verbreitung einstellen wird. Erfahrungsgemäß müssen mindestens 2 Jahre ins Land gehen, um wirklich fundiert bewerten zu können, ob sich ein solches Angebot dauerhaft aufrechterhalten lässt.

 

Zur Kostenbetrachtung bei Ausweitung der AST auf die Kommunale Allianz:

 

Kalkuliert wird 1 AST-Fahrzeug für die Kommunale Allianz. Freilich, dies klingt erstmal wenig. Sollte dies allerdings nicht reichen, ist eine Aufstockung jederzeit möglich. Und: Dies wäre ein Zeichen, dass es angenommen wird und der Zuschussbedarf durch die Kommunen sinkt.

 

1 AST-Fahrzeug                                                         = 50.000 €

Zuschuss der VGN                                                     = 6.000 €

Bareinnahmen vorsichtig kalkuliert                            = 6.000 €

(je mehr Fahrten, desto mehr Bareinnahmen, desto geringer der Zuschussbedarf)

 

Verbleibender Zuschussbedarf max.                         = 38.000 €

 

Dieser Zuschussbedarf würde sich sodann auf die Mitgliedsgemeinden der Kommunalen Allianz aufteilen (Neustadt/Aisch, Diespeck, Ipsheim, Dietersheim, Gutenstetten, Baudenbach). Bei einer gleichen Aufteilung je Gemeinde würde dies 6.333 € Zuschussbedarf bedeuten. Fairer ist aber sicherlich eine Aufteilung, welche sowohl die finanzielle Stärke jeder Gemeinde (Einwohnerzahl) als auch deren Nutzen aus dem Projekt (Anzahl schlecht versorgter Ortsteile) mit berücksichtigt. Bringt man beide Größen in einer jeweilig 50%tigen Gewichtung in die Betrachtung mit ein, so würde sich folgender Zuschussbedarf je Kommune ergeben:

 

 

 

Nun gilt es gemeinsam und politisch zu entscheiden, ob eine Ausweitung dieses Angebotes vorgenommen werden soll. Wir, die Bürgermeister der Kommunalen Allianz, sind davon überzeugt, dass das Konzept des AST eine hervorragende Möglichkeit wäre, den ÖPNV im ländlichen Raum nachhaltig zu verbessern. Gleichwohl, dies kostet freilich Geld. Abgewogen werden müssen also in der finalen Festlegung die Kosten auf der einen Seite und der Nutzen auf der anderen. Wichtig ist auch zu betonen, dass die Kostenaufteilung sich nur dann so darstellen kann, wenn auch wirklich alle Allianzkommunen mitmachen. Auch ist es vorstellbar, dass sich noch kleinere Verschiebungen einstellen – nämlich dann, wenn alle Ortsteile auch wirklich also solche verifiziert wurden. Das Schema stammt von mir. Für Diespeck habe nicht 10, sondern nur 6 Ortsteile angegeben (ohne Schleifmühstraße, ohne Sensenhammer, „nur Sachsen“ als ein Ortsteil etc.).  

 

Deshalb unterbreiten wir als kommunale Allianz folgenden Vorschlag: Alle Allianzgemeinden beteiligen sich für das Fahrplanjahr 2016/2017 an dem Projekt Anruf-Sammel-Taxi. Im September nächsten Jahres wird dann offen Bilanz gezogen, ob die Nutzungszahlen Hinweis darauf geben, ob das Projekt angenommen wird. Anhand der Entwicklung der Nutzungszahlen soll dann gemeinschaftlich entschieden werden, wie die Zukunft von AST aussehen kann. 

 

 


Die Gemeinde Diespeck spricht sich für die Einrichtung von AST in der kommunalen Allianz NeuStadt & Land aus und ist bereit, ihren Anteil von ca. 6.000 € zu tragen. Voraussetzung ist, dass sich alle Gemeinde hieran beteiligen. Nach einem Jahr soll im Herbst 2017 Bilanz gezogen werden, wie sich die Nutzungszahlen bis dahin entwickelt haben. Sodann ist erneut über das weitere Vorgehen zu beraten und per Beschluss zu entscheiden.