TOP Ö 4: Rattenbekämpfung in der Gemeinde Diespeck: Information und Anschaffungsbeschluss

Beschluss: Beschluss Nr.

Abstimmung: Ja: 17, Nein: 0, Anwesend: 17, Persönlich beteiligt: 0

Kommunen sind zur Rattenbekämpfung gesetzlich verpflichtet. Wie dies geschieht und warum dies geschieht soll der Gemeinderat informativ aufgezeigt werden. Außerdem soll auf ein innovatives Produkt eingegangen werden, welches die Rattenbekämpfung einfacher, vor allem aber umweltverträglich macht.

 

Ratten sind Schadnager und verursachen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur (z. B. zerfressene Rückstauklappen, Gehwegsenkungen durch Rattenlöcher). Die Rattenbekämpfung dient daher dem Infektionsschutz.

 

Herr Anselstetter berichtet, dass in der Gemeinde Diespeck werden Kanalschächte mit Giftködern belegt. Dabei werden die Köder an einem Draht knapp über dem Schachtboden aufgehängt. Nach 2 Wochen erfolgt eine erste Kontrolle, ob der Köder angenommen wurde. Bei Bedarf wird der Köder erneuert. Die Kontrollen werden anschließend alle 3 Wochen wiederholt, bis keine Annahme mehr festgestellt wird. Wird der Köder nicht mehr angenommen wird er aus dem Kanalschacht entfernt.

 

Eingesetzt werden Köderblöcke mit hochdosierten Antikoagulanzien. Der Giftstoff - bei uns Difenacoum - verhindert die Blutgerinnung. Der Tod tritt bei den Tieren nach einigen Tagen durch inneres Verbluten ein. Difenacoum zählt zu den Wirkstoffen der zweiten Generation. Bei diesen Stoffen reicht meist eine einmalige Aufnahme um die tödliche Dosis zu erreichen.

 

Antikoagulanzien sind sogenannte PBT Stoffe:

 

Persistent = langlebig in der Umwelt

Bioakkumulierend = Anreicherung über die Nahrungskette in Tieren

Toxisch = giftig

 

Für Wasserorganismen (Fische) sind sie Reproduktionstoxisch (fruchtschädigend)

 

Bei der bisher praktizierten Methode gelangen Giftstoffe über das Abwasser in die Umwelt.

Bei Regenwetter entsteht teilweise ein Aufstau im Kanal, dadurch kommen die Köderblöcke mit dem Abwasser in Berührung. Dies führt zu einer Auswaschung bzw. Abschwemmung des Giftstoffes. Die Kläranlage kann diese Stoffe nicht eliminieren. Dadurch kommt es zu einer globalen Belastung der Gewässer. Die Giftrückstände reichern sich in Wasserlebewesen (Fischen) an. Letztlich sind wir über die Nahrungskette selbst betroffen. Zudem werden nasse Köder durch Schimmelbildung unbrauchbar.

 

Aus diesem Grund bewegen wir uns mit der aktuellen Praxis in einer Grauzone. Die Vorgehensweise ist nicht explizit verboten, allerdings gibt es die klare Vorgabe, dass die Köder nicht mit dem Abwasser in Kontakt kommen dürfen!

 

Um die „gute fachliche Anwendung von Rodentiziden (Rattengift) in der Kanalisation“ sicherzustellen, empfiehlt sich der Einsatz von Köderschutzboxen. Bei der Stadt Neustadt/Aisch hat sich das System der Firma ball-b bewährt. Das System besteht aus den folgenden Komponenten:

 

-       Köderschutzboxen mit Hochwasserschutz und Auswerteelektronik

-       Reader zum Kontaktlosen auslesen der Daten von der Straßenoberfläche

-       Dokumentation der aufgezeichneten Daten via CSV-Report bzw. Webfronted (grafisch aufbereitet)

 

Das System von ball-b bietet aus Sicht von Herrn Anselstetter folgende Vorteile:

 

-       Deutliche Reduzierung des Köderverbrauchs und damit der eingesetzten Giftmenge

-       Keine Kontamination des Abwassers mit Giftstoffen

-       Durch die Auswerteelektronik erhalten wir belastbare Daten zur Überwachung der Bekämpfungsmaßnahme

-       Synergieeffekte durch Erfahrungsaustausch mit den Kollegen der Kläranlage Neustadt/Aisch

-       Der Hersteller hat seinen Sitz in Nürnberg, ist also aus der Region

-       Ergonomischere und wirtschaftlichere Arbeitsweise, da nicht bei jeder Kontrolle jeder Schacht geöffnet werden muss

 

Die Stadt Neustadt hat das System seit gut 2 Jahren im Einsatz und es funktioniert laut Aussage des Betriebspersonals hervorragend!

 

Im Jahr 2020 haben wurden ca. 40 Schächte im Ortsgebiet beködert. Um von Anfang an gute Abdeckung zu erzielen wäre es, laut Herrn Anselstetter, sinnvoll mit 10 Köderboxen zu starten. Die Einstandskosten für 10 Boxen mit Zubehör, Reader und Systemeinweisung belaufen sich auf ca. 10.000,00 € netto. Hinzu kommen monatliche Kosten für den Webservice.

 

Es wird nachgefragt um viel Prozent sich die Giftmenge in den Abwässern reduzieren würde bei der Verwendung der Lösung von ball-b. Die genaue Menge lässt sich laut Herrn Anselstetter nicht vorab messen, er schätz die Verringerung jedoch auf ca. 90 % ein zusätzlich dazu würde sich sein Arbeitszeitaufwand um bis zu 50 % reduzieren.

 

Bürgermeister von Dobschütz, Roland Schmidt und Herr Grimm befürworten die Einführung der neuen Lösung aufgrund der Umweltverträglichkeit sowie der Arbeitszeitersparnis und regten eine Gemeinschaftsbeschaffung im Rahmen der Kommunalen Allianz an sowie eine Prüfung, welche vergleichbaren Systeme auf dem Markt existieren. Auch Markus Helmreich stimmt dieser Idee in seinem Redebeitrag so zu.


Der Gemeinderat Diespeck ermächtigt den ersten Bürgermeister Dr. Christian von Dobschütz mit der Beschaffung von 10 Rattenköderboxen, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Allianz und nach einer kleinen Markterkundung über vergleichbare Produkte.